Er selbst nennt seine im Jahre 2011 vor dem Wiener Justizpalast entstandene digitalphotographische Aufnahme „Polizei stirbt aus“ eine „Wiederaufführung“, womit das theatralische Moment jener Arbeit besonders hervorgehoben wird, auf die sich Palaczs Bild repräsentationsstrategisch bezieht, nämlich auf Peter Weibels medienkritische Photographie „Polizei lügt“ aus dem Jahre 1971, die an genau derselben Stelle 40 Jahre zuvor entstand. Palaczs ideologiekritische Intervention „Polizei stirbt aus“ handelt im Vergleich zu Peter Weibels „Polizei lügt“ nicht mehr vom modernistischen Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge, von der Aporie des Richtigen im Falschen, sondern davon, dass die Lüge in unseren Tagen schon so sehr verinnerlicht worden ist, um den ideologischen Apparat zur Fabrikation der Lügen inzwischen gänzlich obsolet werden zu lassen. Diese Apparate bedürfen keiner Produktion des Scheins mehr, des Verblendungszusammenhangs usw., weil die Mechanismen der Verblendung und Selbsttäuschung durch Mikrokonditionierungen so weit fortgeschritten sind, dass es einer Polizei gar nicht mehr bedürfe, ist doch in Zeiten wie diesen jeder und jede seine eigene bzw. ihre eigene Polizei. Das Wort „Polizeistaat“ bekommt so eine völlig neue Wendung: die Zivilgesellschaft fällt ab einem gewissen Stadium ihrer ideologisch gelenkten Selbstwerdung mit dem Schreckensbild ihrer Selbst ineins. Kontrolle ist gut, doch Selbstkontrolle noch besser – am besten!
Text von G. R. Schor